Verantwortung beginnt vor Ort: Fairen Handel stärken
Gemeinsam mit anderen Braunschweiger entwicklungspolitischen Vereinen setzten wir uns seit Jahrzehnten für eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen im Globalen Süden ein. Deshalb ist die Kommunalwahl 2021 unsere Chance, Einfluss auf die Parlamente zu nehmen und globale Gerechtigkeitsthemen in den Fokus zu nehmen!
Globalisierte Wirtschaftsstrukturen führen zu Lücken im Menschenrechtsschutz. Der rohstoffreiche
Süden ist überwiegend Lieferant für die Unternehmen im Norden. Immer wieder kommt es zu
tödlichen Unfällen, Umweltkatastrophen und schweren Menschenrechtsverletzungen. Arbeits-,
Sicherheits- und Umweltstandards entlang der Lieferketten werden selten eingehalten. Die Pflicht, die
Menschenrechte zu schützen, liegt grundsätzlich beim Staat, doch kommt Unternehmen ebenfalls eine
Verantwortung zu, gerade da, wo der staatliche Schutz ausbleibt. Bis 2030 soll die Ressourceneffizienz
weltweit verbessert werden, es wird eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und
Umweltzerstörung angestrebt, ebenso wie produktive Vollbeschäftigung, menschenwürdige Arbeit
und gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit unabhängig von Geschlecht, Alter und Behinderungen
eines Individuums. Zudem müssen Zwangsarbeit und moderne Formen der Sklaverei und des
Menschenhandels sofort bekämpft werden. Der Faire Handel leistet hier einen wichtigen Beitrag auf
dem Weg zu einem anderen Wirtschaftssystem mit menschenwürdigen Arbeitsbedingungen.
Landkreise, Städte und Gemeinden können die Ziele des Fairen Handels unterstützen, indem sie fair
gehandelte Produkte einkaufen und auf Güter verzichten, die durch ausbeuterische Kinderarbeit oder
unter Verletzung sozialer Mindeststandards hergestellt werden. Als öffentliche Auftraggeber besitzen
Kommunen ein enormes wirtschaftliches Potenzial. Auch üben sie eine wichtige Vorbildfunktion aus:
Hier werden rund die Hälfte der 350 Milliarden Euro verantwortet, die bundesweit für die öffentliche
Beschaffung durch Bund, Länder und Kommunen ausgegeben werden.
Im Vorfeld der Kommunalwahl am 12. September 2021 möchten wir von den aktuell im Stadtrat
vertretenen Parteien gerne wissen, welche Ziele sie mit Blick auf den Fairen Handel in unserer Stadt
für die kommende Legislaturperiode und darüber hinaus verfolgen.
Unsere Fragen an die Ratskandidierenden und die Kandidierenden für das Amt der/des
Oberbürgermeisterin/s:
1. Wie möchte Ihre Partei den Fairen Handel – bei dem menschenwürdige Arbeitsbedingungen
gefördert werden – in der Kommune stärken?
2. Die Stadt Braunschweig trägt seit 2014 den Titel „Fairtrade Town“: Welche Auswirkungen hat
die Auszeichnung für das Handeln der Stadt, wie planen Sie und Ihre Partei, diesen Titel mit
„Leben zu füllen“ und die Braunschweiger Bürger:innen für das Thema zu sensibilisieren?
3. Gibt es konkrete Pläne (z.B. Monitoringsysteme, anspruchsvolle Ziele, Schaffung einer
Kompetenzstelle), die öffentliche Beschaffung stärker nach ökologisch und sozialen Kriterien
auszurichten?
4. Welche Überlegungen oder konkreten Pläne gibt es zukunftsfähige Wirtschaftsmodelle (z.B.
kooperative Ökonomien: Repair- und Sharing-Modelle, Gemeinwohlökonomie) in der Stadt zu
fördern?
Hier finden Sie die wortwörtlichen und ungekürzten Antworten der befragten Parteien und OB-Kandidierenden als PDF-Download.
Antworten BIBS
Antworten Bündnis 90/Die Grünen
Antworten DIE LINKE
Antworten FDP
Antworten Kaspar Haller
Antworten SPD
Die CDU Braunschweig hat leider bis zum 5.September nicht auf unsere Fragen geantwortet.
Die Antworten der befragten Parteien und OB-Kandidierenden veröffentlichen wir hier und auf unseren Social Media-Kanälen (Facebook und Instagram) ab 5.September.
Mitglieder des Bündnis:
Der Eine Welt Laden im Ev. Stadtjugenddienst Braunschweig (www.staju.de/eine-welt-laden) setzt sich gemeinsam mit Ehrenamtlichen seit mehr als 30 Jahren für eine gerechte Weltwirtschaft ein, indem er Produkte aus dem Fairen Handel verkauft, um die Arbeits- und Lebensbedingungen der Produzent:innen vor Ort zu verbessern, viele verschiedene Informationsmaterialien rund um Fairen Handel und Nachhaltigkeit etc. (auch Verleih) bereitstellt sowie Seminare, Vorträge und ähnliches für Schulklassen, Konfirmand:innengruppen, Kirchengemeinden, aber auch für Firmen, Privatpersonen und alle Interessierten anbietet.
Der Verein Fair in Braunschweig (www.fair-in-braunschweig.de) setzt sich seit 2013 für faires Verhalten in unserer Region und Stadt ein. Für mehr Achtsamkeit und Respekt der Menschen untereinander und der Natur gegenüber. Der Verein will glaubwürdigen Einfluss nehmen zugunsten unserer Mitwelt. Neben Bildungsarbeit, Beratung, und Vernetzung bietet der Verein eine Anlaufstelle für alle, die sich mit Gedanken der Einen Welt identifizieren und diesen vorantreiben. Darüber hinaus begleitet und initiiert der Verein Aktivitäten im Rahmen der Steuerungsgruppe der Fairtrade-Stadt Braunschweig. Nicht zuletzt vertreibt der Verein den bio-fairen Braunschweig Kaffee und die bio-faire Braunschweig Schokolade. Der Verein ist auch Träger des bundesweiten Eine-Welt Regionalpromotor*innen-Programms. Die Regionalpromotorin Anna Thiel setzt sich für die Vernetzung und Beratung von entwicklungspolitischen Gruppen und Initiativen zur Förderung des Fairen Handels ein. Ihr Schwerpunktthemen dabei sind Unternehmensverantwortung und Sozialstandards.
Der Oikocredit Förderkreis Niedersachsen Bremen e.V. (www.niedersachsen-bremen.oikocredit.de) mit Sitz in Braunschweig engagiert sich seit 1980 für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit mit dem Fokus auf eine gerechte und nachhaltige Finanzwirtschaft und einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld. Oikocredit ist eine weltweit tätige Genossenschaft und ein sozialer Kreditgeber. Seit über vier Jahrzehnten setzt sich Oikocredit durch Finanzierungen in den Bereichen inklusives Finanzwesen, Landwirtschaft/Fairer Handel und erneuerbare Energien für nachhaltige Entwicklung und Stärkung von Gemeinschaften im Globalen Süden ein.
Das Projekt Faire Gemeinde (www.fairegemeinde-lkbs.de) der Landeskirche Braunschweig wurde im Mai 2019 als Kooperation des Arbeitsbereich Kinder- und Jugendarbeit (AJAB), der Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB) und Brot für die Welt ins Leben gerufen. Ziel ist es das Interesse und das Bewusstsein für Themen aus den Bereichen Fairer Handel und Nachhaltigkeit bei unseren Gemeinden und Gestaltungsräumen (weiter) zu fördern und diese schließlich dabei zu unterstützen selbst zur Fairen Gemeinde zu werden. Aktuell sind in der Stadt Braunschweig fünf Gemeinden mit dem Titel „Faire Gemeinde“ ausgezeichnet.