Das Hauptmerkmal des Fairen Handels liegt in gleichberechtigter Partnerschaft und gegenseitigem Respekt. Einer Partnerschaft zwischen Produzenten im Süden und Importeuren, Fairhandels-Geschäften, Siegelorganisationen und Verbrauchern im Norden. Fairer Handel macht den Handelsvorgang menschlicher und die Kette zwischen Produzent und Verbraucher so kurz wie möglich, so dass die Konsumenten etwas von der Kultur, der Identität und den Lebensumständen der Produzenten erfahren.
„Alle Beteiligten setzen sich für die Prinzipien des fairen Handels, Transparenz bei ihrer Arbeit und Bewusstseinsbildung sowie Parteinahme (politisches Lobbying) ein.“
(Fair Trade Jahrbuch 2001-2003, 2)
Hieraus wird schnell ersichtlich, dass der Faire Handel vor Allem den Menschen und seine jeweilige Realität in den Mittelpunkt stellt – im Gegensatz zu Marktpreis und Profitmarge im „normalen“ Handel.
Die grundlegenden Inhalte des Fairen Handels lassen sich an der Zukunfts-Vision von FLO eV ablesen:
Fair Trade is the general norm for poor and disadvantaged producers and workers, and a reference for all trade across the world.
Fairer Handel ist die generelle Norm für arme und benachteiligte Produzenten und Arbeiter, und eine Referenz für den ganzen weltweiten Handel
Davon kann abgeleitet werden, dass der Faire Handel in erster Linie gedacht ist für arme und benachteiligte Menschen wie Bauern, Kleinproduzenten, Arbeiter auf Plantagen und in Fabriken in Entwicklungsländern – mit dem Anliegen, diesen Menschen eine Möglichkeit zu geben, ihre eigene Lebenssituation zu verbessern.
Hierfür wurden die nachfolgend genannten Grund-Pfeiler des Fairen Handels definiert:
- Ein garantierter Mindestpreis für das jeweilige Produkt, um Weltmarkt-Schwankungen beim Preis nicht auf die Schultern der Armen zu legen – was zumeist passiert im konventionellen Marktgeschehen. Darin wird in der Regel das Risiko nach unten durchgereicht zum schwächsten Glied in der Warenkette, und das sind meistens die Kleinbauern und Handwerksbetriebe in den armen Ländern des Südens.
- Die Verpflichtung des Käufers, bei Bedarf der Bauern-Kooperative eine Vorfinanzierung von bis zu 60% des Kontraktes zu gewähren. Kooperativen von Kleinbauern verfügen in der Regel nicht über genügend finanzielle Reserven, um einer Kooperative sofort bei Lieferung das Produkt bezahlen zu können. Daher haben Kooperativen eine schlechtere Ausgangsbedingung als Aufkäufer, die sofort Bargeld, meistens jedoch verbunden mit einem geringeren Preis, versprechen. Diesen Nachteil gleicht der Fair-Handelspartner durch die Vorfinanzierung aus.
- Planungssicherheit und Verlässlichkeit sind wichtige Elemente einer Partnerschaft – dies gilt auch im Handel. Im Fairen Handel wird von Handelsorganisationen erwartet, dass sie langfristige Handelsbeziehungen zu den Produzentengruppen aufbauen. Da die Verbesserung der Lebensbedingungen auf Langfristigkeit angewiesen ist, gilt es den Handels-Partner längerfristig in diese Aktivitäten einzubinden. Durch den gesicherten Kauf der Produkte sowie andere Hilfsmaßnahmen, z.B. bei der Unterstützung zur Umstellung auf biologischen-organischen Landbau, wird das notwendige Vertrauen hergestellt, das erforderlich ist, um das langfristige Ziel, nämlich die Verbesserung der Lebensbedingungen zu erreichen.
Entnommen aus:
PAULSEN, OLAF, 2014: Der Faire Handel und Agrar-Ethik – auch friedenspolitisch ein wichtiger Schritt. In: MEIER, UWE (Hrsg.): Agarethik – Landwirtschaft mit Zukunft. Agrimedia-Verlag, Clenze.